„Block crisis-regime, occupy activity“

Gegen die Verarmungs- und Privatisierungspolitik der EU eine andere gesellschaftliche Verteilung von Zeit und Arbeit erkämpfen: Die 4-in-1 Perspektive

Ein Vortrag von Frigga Haug

Dienstag, 7. Mai, 20 Uhr
Neue Aula, Hörsaal 8, Geschwister-Scholl-Platz 1 (Wilhelmstraße), Tübingen

Europa im Jahr 5 nach dem Ausbruch der Finanzkrise: Nach milliardenschweren Rettungspaketen zugunsten der Banken und der Vermögensbesitzer ist eine wachsende Zahl von Ländern der EU in die Schuldenfalle geraten. Die staatliche Spar(„Austeritäts“)politik, mit der die Länder des globalen Südens einst zu Sozialabbau- und Privatisierungs-Programmen mit verhehrenden sozialen Folgen gezwungen wurden, kehrt an ihren Ausgangsort zurück. Der Druck der Finanzakteure, die sichere Anlagen und hohe Verwertungsraten fordern, wird von der EU-und Merkel-Administration in eine Lizenz zum Aussetzen der Demokratie und zum Erlass einer europaweiten massiven Umverteilungspolitik von unten nach oben umgemünzt. So diktieren diejenigen, die die Krise maßgeblich mitverursacht haben (die Finanzakteure und ihre VertreterInnen in der Politik) die Krisenlösungsstrategie, die nur ihnen nützt, aber katastrophale Auswirkungen auf das Soziale in den betroffenen Ländern nach sich zieht: Erwerbslosigkeit, Kollaps sozialer Sicherungssysteme, Massenarmut.

Die Soziologin und Feministin Frigga Haug hat in dieser Situation ein Konzept auf die politische Tagesordnung der emanzipatorischen Linken gesetzt, das der fortschreitenden sozialen Enteignung eine Orientierung auf soziale Wiederaneignung der wichtigsten Ressource menschlicher Produktion und Reproduktion entgegensetzt: der (Arbeits-)Zeit. Sie meint damit aber weit mehr als Lohnarbeitszeit.

Sie schlägt als Fernziel allen politisch-emanzipatorischen Handelns – auch als Perspektive für die notwendigen Abwehrkämpfe gegen die Zumutungen der Sparpolitik – eine Neuaufteilung des individuellen, wie gesellschaftlichen „Arbeitstages“ vor, die eine radikale Arbeitszeitverkürzung in der Lohnarbeit verbindet mit einer gesellschaftlichen Wertschätzung und Umverteilung der bisher ins Private gedrängten „weiblichen Tätigkeiten“, ergänzt durch freie Zeit für die individuelle Entwicklung der eigenen Fähigkeiten und Neigungen sowie durch Zeit zur demokratischen Mitgestaltung.

Eine solche Perspektive erfordert im politischen Alltagshandgemenge für alle Akteure der politischen Linken veränderte Denkrichtungen und politische Forderungen. Wir freuen uns auf eine spannende Diskussion.

Es laden ein:
interventionistische Linke Tübingen (iL), DGB Arbeitskreis Tübingen, DIE LINKE. KV Tübingen, Hochschulinformationsbüro des DGB, linke Hochschulgruppe [’solid].SDS Tübingen, Frauengruppe Zumutung, ZAK³